Vorwort

Moore sind einzigartig. Moore sind abenteuerlich. Moore sind schön und obendrein noch nützlich. Einzigartig, weil sie ständig Wasser brauchen, um zu existieren. Stellt die Landschaft, und darin eingeschlossen auch der Mensch, kein Wasser zur Verfügung, können Moore nicht existieren und wachsen. Denn nur im Wasser unter Luftabschluss erhalten sich die Reste von Wurzeln, von Schilf, Seggen, Torfmoosen, Wollgras, auch Baumwurzeln, und bilden den Torfkörper. Hochmoore, die von Regenwasser gespeist werden, sind besonders wertvoll. Regenwasser ist frei von Mineralien und Nährstoffen. Pflanzen, die sich da ansiedeln, haben vielfältige Strategien entwickelt, um mit dieser Nährstoffarmut zurechtzukommen und gedeihen nur dort.

Moore sind abenteuerlich und deshalb auch sagenumwoben. Es ist mühselig, durch einen dichten Schilfdschungel zu waten, über Torfmoosschlenken und Seggenbulte zu springen. Myriaden von Mücken wehren sich gegen die Eindringlinge. Bizarre Reste von abgestorbenen Bäumen regen die Phantasie an.

Moore sind trotzdem für den Menschen nützlich. Sie beherbergen ein gewaltiges Archiv von Pflanzen und Pollen, mit deren Hilfe man bis zum Ursprung ihrer Entstehung, etwa 10.000 Jahre, zurückblicken und daraus Rückschlüsse ziehen kann, womit unsere Landschaft damals bewachsen war. Ausreichend mit Wasser versorgte Moore speichern langfristig Kohlenstoff.

Moore sind schön. Sie besitzen Kostbarkeiten für unsere Ohren und Augen. Sie bieten Ruhe und Besinnung.

Mein erstes Erlebnis mit Mooren hatte ich in meiner Kindheit, Anfang der 1960iger Jahre. Ich war damals nicht älter als 6-7 Jahre. Mein Vater nahm mich mit in das Dubringer Moor – das bedeutendste Durchströmungsmoor in der Oberlausitz, zwischen Hoyerswerda und Kamenz in Sachsen gelegen. Er selbst kontrollierte in diesem Gebiet Bäume nach Fledermaushöhlen. Ich blieb die lange Zeit während seiner Kontrolle an einer riesengroßen Fläche sitzen, die mit Sonnentau und Torfmoos bewachsen war. Und wartete ab, bis sich der Sonnentau Insekten für seine Mahlzeit fing. Die vielen Stunden, die mein Vater weg war, vergingen blitzschnell, denn es gab so viel auf dem Moorbodendickicht zu entdecken und zu studieren. Und ich fühlte mich nicht allein. Seitdem beeindrucken mich die Moore.

Auch Gabriele Seitz ließ sich von der Einzigartigkeit, der Schönheit, den bizarren Kulissen und von den abenteuerlichen Pfaden durch die Moore begeistern. Ich lernte sie anlässlich einer Moortagung in Greifswald kennen. Sie stellte damals großformatige Schwarz-weiß-Fotografien aus dem Anklamer Stadtbruch vor. Ihre Arbeit wurde prämiert.

Und nun führt sie uns mit ihrem Bildband in den Anklamer Stadtbruch und in das Dubringer Moor, die sicherlich keinen Betrachter und keinen Besucher unbeeindruckt zurücklassen!

Dagmar Balla

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V., Müncheberg

Müncheberg, November 2018