Das Leben mit einer Taube

In ihrem neuen Buch erzählt die Fotokünstlerin Gabriele Seitz vom Alltag der Tiere und über die Hilfe für sie.


Eine Wohnung für die Gefiederten. Gabriele Seitz zeigt das Taubenhaus in ihrem Garten. Foto: Arvid Müller

Eines Tages lag sie im Nachbargarten. Hilflos mit den Flügeln flatternd, zu schwach um zu fliegen. Ihre Geschichte erzählt das Buch „Auf Taubenfüßen – Die Geschichte der kleinen Stadttaube Valentina“ mit Text, Gedichten und Bildern der Radebeuler Fotokünstlerin Gabriele Seitz. Sie hat sich der Natur- und Porträtfotografie verschrieben. Dies ist ihr drittes Buch.

Es zeigt in eindrucksvollen Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen sowohl die Anmut und Schönheit der Tauben als Symbol für Frieden, Liebe und Treue, zeigt edle, begehrte Rasse- und Brieftauben als schnelle und ausdauernde Flugathleten als auch die zunehmende Gefährdung der Tiere in den Großstädten. Anschaulich werden Alltag und Gewohnheiten geschildert, ein aufschlussreicher Ausflug in die Historie unternommen und ein bundesweites Projekt zum Schutz der Stadttauben vorgestellt.

Gabriele Seitz pflegte die kranke Taube gesund. Dann bekam Valentina mit dem Täuber Hermes Nachwuchs. Hautnah hielt die Künstlerin mit der Kamera Aufwachsen und Zusammenleben fest.

Da sieht man helle Wildtauben auf dem Birnbaum im Garten, turtelnde Tauben, das Paar beim Brüten, Füttern und bei der Federnpflege, die stachligen Jungen und die Taubenfamilie planschend in einem Blumenuntersetzer beim Baden. Die Taube Valentina in der Hand der Tochter von Gabriele Seitz und auf dem Kopf der Oma. „Alle in der Straße kannten Valentina, die umherfliegend auch gerne die Nachbarn besuchte. Mit einem Mann, der Schnee schippte, hüpfte die Taube ein Stück weiter am Bürgersteig mit. Einmal flog sie sogar ein paar Straßen weiter durchs offene Schlafzimmerfenster des Unirektors“, erzählt Gabriele Seitz schmunzelnd.

Das hölzerne Taubenhäuschen mit der Inschrift „Valentina und Hermes“ steht immer noch im Garten, wo es auch einen Froschteich gibt, eine Holzkiste für Igel zum Überwintern und zwei umherstreifende Katzen. Valentina lebt nicht mehr, ein Turmfalke holte sie als Beute. Ihre ersten Nachkommen Romeo und Julia und weitere Schützlinge sind immer noch bei Gabriele Seitz. Oft kommen auch weit gereiste Brieftauben. Manche aus Polen und Belgien – an den Ringen ersichtlich. Sie ruhen erschöpft auf dem Dachfirst des Hauses aus. „Wenn sie die Zeit nicht eingehalten haben, nehmen die Züchter sie nicht mehr an“, weiß Gabriele Seitz. Verflogen und heimatlos lassen sich diese Tauben dann in den Städten nieder und verwildern.

Mit ihrem Taubenbuch will Gabriele Seitz Kinder und Erwachsene ansprechen. „Ich möchte damit auf die Situation der Stadttauben aufmerksam machen, Vorurteilen begegnen und zu einem besseren Zusammenleben beitragen.“ Seitz setzt sich ein für ein Projekt des Bundesverbandes „Menschen für Tierrechte“, der für die gefiederten Mitbewohner bereits in rund 60 Städten Taubenhäuser aufstellen ließ. In denen werden von Zeit zu Zeit die Taubeneier entfernt. Helfer säubern regelmäßig die Taubenschläge.

Zurzeit bereitet Gabriele Seitz ihr nächstes Ausstellungsprojekt vor, diesmal Porträtfotografie mit Wissenschaftlern aus 45 Ländern am Max-Planck-Institut in Dresden. Außerdem sollen eine Ausstellung und eine Broschüre mit dem Titel „Nicht ohne meinen Nachbarn“ mit Bildern und Text über den Alltag demenzkranker Menschen in Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum Radebeul entstehen.

Das Taubenbuch ist erhältlich in der Buchhandlung Sauermann in Radebeul und bei Gabriele Seitz.

www.gabrieleseitzfoto.de

Von Lilly Vostry